WMC Kerkrade Tag 5 – Wettbewerbe mit Wechselbad der Gefühle
In Zeiten von Livestream und topaktuellen sozialen Netzwerken muss ich wohl für unseren heutigen Wettbewerbstag keine großartigen Wertungen oder Beschreibungen bezüglich unserer Show oder dem Marsch abliefern.
Wir beginnen also einfach ganz früh am Morgen mit unserem Bericht für den gestrigen Sonntag, denn die Uhr zeigt mittlerweile den Beginn eines neuen Tages.
Wir starteten nach einem ausgiebigen Frühstück in Richtung Stadion, an dem bereits unsere extra angereisten Fans auf uns warteten. Es folgte unser übliches Ritual des Umkleidens und Vorbereitens auf den Wettbewerbstag, wobei wir natürlich auch neugierige Blicke auf die anderen Bands warfen, die nach und nach auf dem Parkplatz eintrafen. An dieser Stelle müssen wir unbedingt anmerken, dass gerade die bunte Vielfalt der Bands das spezielle Kerkrade-Feeling ausmacht. Bereits das Entladen der Trucks und die Vorbereitungen mancher Bands sind ein Highlight welches man nur hier erleben kann. Tänzerinnen und Tänzer wärmen sich auf, Blas- und Schlaginstrumente jeglicher Couleur kommen zum Einsatz und hier und da werden natürlich auch die farbenprächtigen Uniformen mit einem neidischen Blick bestaunt.
Da wir bereits als zweiter Starter mit unserem Marschprogramm antraten, blieb aber nicht viel Zeit um das bunte Treiben zu betrachten. Absolute Konzentration stand auf dem Plan. Wir hatten uns viel vorgenommen und uns war bewusst, dass wir ein hohes Risiko mit unserem Marsch in Kauf nehmen würden. Da wir aber in den letzten Wochen und Monaten fleißg trainiert haben, gingen wir mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein an den Start.
Vielleicht konntet ihr unser Programm im Livestream verfolgen und daher verzichten wir auf eine detaillierte Berichterstattung. Allerdings müssen wir uns selbstkritisch eingestehen, dass wir unser selbstgestecktes Ziel nicht erreichen konnten. Ob die Wertung am Ende des Tages nun in Ordnung ging oder nicht, steht nicht zur Debatte und wir werden uns daher in den kommenden Tagen und Wochen sehr intensiv mit den Jurykommentaren befassen.
Nach dem Marsch hatten wir aber erst einmal Zeit, um richtig in die ganz besondere Atmosphäre des Tages einzutauchen, bevor wir uns auf unseren Showvortrag vorbereiteten. Dazu ging es dann wieder ab in Richtung Einmarschtunnel, derweil die Calgary Stampede Band im Innenraum das Publikum mit ihrer opulenten Show verzauberte. Es wurden vielfältige Kulissen aufgebaut, Fahnen geschwenkt und ein Klangkörper zum Einsatz gebracht, welcher einen gewaltigen musikalischen Eindruck hinterließ. Nun könnte man denken, dass es doch sehr schwierig ist, nach einer derartigen Farbenpracht an den Start zu gehen, doch unsere Aktiven ließen sich davon nicht beeindrucken und trugen selbstbewusst ihr Showprogramm vor. Sozusagen als Kontrastprogramm zu dem opulenten Auftritt der Kanadier. Szenenapplaus gab uns den nötigen Rückenwind und wir genossen die Show mit allen Sinnen. Wann kommt man schließlich schon mal dazu vor 17.000 Zuschauern sein Können zu präsentieren? Die Zeit verging daher viel zu schnell und als es beim Ausmarsch auch noch Standig Ovation gab, konnten wir uns eigentlich nur schwer vom Grün der Wettbewerbsfläche trennen.
Die Zeit bis zur Siegerehrung verging praktisch im Flug und schon standen wir wieder im Einmarschbereich, um gemeinsam mit allen anderen Teilnehmern Aufstellung für die Siegerehrung zu nehmen. An dieser Stelle fehlen mir als Schreiberling wieder einmal die passenden Worte. Stellt euch vor, ihr zieht mit all den anderen Bands in das Stadion ein und jeder musiziert. Spielmannszug, Orchester oder Fanfarenzug. Es ergibt sich aber nicht ein heilloses Durcheinander von Tönen, sondern es stellt sich ein Gänsehautfeeling (hoch 10) ein. Schaut unbedingt in den Life Strem der WMC, denn Worte sind an dieser Stelle völlig vergebens. Ein wahnsinnig beeindruckendes akustisches Erlebnis.
Kommen wir nun also zur Siegerehrung. Zum Marsch haben wir ja weiter oben bereits ein paar Anmerkungen gemacht. 83,35 Punkte vergab die Jury im Marsch an uns und 83,32 Punkte in der Show. Wir konnten uns also über zwei Goldmedaillen freuen.
Allerdings brauchen wir an dieser Stelle auch nicht um den heißen Brei herumreden. Natürlich sind wir mit hohen Erwartungen nach Kerkrade angereist und diese wurden nicht erfüllt. Das konnte man uns während er Siegerehrung sicher auch ansehen. Doch wir wären nicht der Potsdamer Fanfarenzug, wenn wir uns davon runterziehen lassen würden. Wir werden natürlich eine kritische Auswertung unserer Leistung vornehmen und schauen, an welchen Schrauben wir zukünftig noch drehen können, aber das hielt uns nicht davon ab, auf dem Parkplatz noch einmal ein Geburtstagsständchen für unsere Anett vorzutragen und mit anderen Bands den Abschluss des diesjährigen WMC zu feiern. Irgendwann stiegen wir dann aber doch in unseren Bus fuhren in unsere Unterkunft, um dort gleich den nächsten Auftritt zu absolvieren. Da wir morgen früh in den Bus steigen, um in Richtung Potsdam zu starten, war es uns ein dringendes Bedürfnis und großes Vergnügen, bei unserem tollen Team in der Unterkunft Dankeschön zu sagen. Immer ein freundliches Lächeln im Gesicht, für jedes Anliegen ein offenes Ohr und überhaupt konnten wir uns auf die Truppe hier im Charlemange College Eijkhagen in jeder Beziehung verlassen.
Natürlich haben wir uns auch bei unserem Jean Pierre und seiner Familie bedankt. Aus einem Bandbetreuer ist über die Jahre ein echter Freund geworden und das passt ja in bester Manier zu den Idealen des WMC. Bettina fand wie immer die richtigen und vor allem warmen Worte, um unseren Dank auszudrücken, den wir mit einem kleinen Konzert untermauerten.
Nach einem letzten Abendessen wurden dann bereits die ersten Koffer gepackt, noch einmal der Livestream in Anspruch genommen oder auch einfach nur zeitig ins Nest gekrochen, denn die vergangenen Tage waren lang und anstrengend.